Ganz viel, wie ich meine.

Vor noch etwa 40 Jahren war die Küche lediglich zum Kochen da. Ein Arbeitsraum. Teilweise ungeliebt, weil mit Zwang verbunden. Lieblos, aber praktisch eingerichtet.
Ergonomisch ausbaufähig. Auf das Nötigste reduziert. Für die Gäste unsichtbar, werkelte die Dame des Hauses anonym und alleine in „ihrer“ Werkstatt. Abgeriegelte Türen zum Wohnraum, damit die lästigen Gerüche nicht in den Wohnbereich drangen. Männer hatten meist keinen Zutritt.

Erst als der Grafiker und Gestalter Otl Aicher 1981 im Auftrag des noch kleinen und unbekannten Küchenherstellers Bulthaup sein Buch „Die Küche zum Kochen“ herausbrachte, veränderte sich die Einstellung zum Leben „mit“ der Küche sehr rasant. Otl Aicher als Mitbegründer der Ulmer Schule räumte nicht nur gestalterisch die bestehende Küchenlandschaft auf, sondern auch mit den Vorurteilen, die man der Küche und ihrem Umfeld zuordnete.

Zuerst gab er der Küche als Arbeitsplatz ihren ursprünglichen Charakter zurück. Das Kochen mit dem Gesicht zur Wand wurde durch die zentrale Kochinsel in der Mitte
der Profiküche ersetzt. So war es möglich, dass Gäste zusehen, oder sogar selbst Hand anlegen können. Die Gäste kochen: vor 40 Jahren unvorstellbar, heute großer Spaß und erwünscht. Dazu war aber plötzlich von den Küchenherstellern ein anderes Einrichtungsprogramm gefordert. Das Ideal der Küche mutierte in Richtung Wohnraum zum Treff- und Mittelpunkt des Hauses. Wer es sich leisten kann, plant bei Neubauten sogar die Küche als Zentrum und der Rest des Hauses richtet sich danach. Unser
Anspruch an die Küche ist also vom reinen Arbeitsplatz zum kommunikativen Zentrum mit Spaßfaktor erwachsen. Von einer neuen Essenskultur ganz zu schweigen.

location küche spaghetti 16