Trompe-l’œil, „Täusche das Auge“, ist eine inszenierte Malerei oder Fotografie, die die Perspektiven eines Raumes aufnimmt und im Bild weiterführt. Eine zweidimensionale Illusion, die eine dreidimensionale Wirkung vortäuscht. 

Decken- und Wandbilder, in dieser Technik ausgeführt, vermitteln in der Architektur eine optische Raumerweiterung. Damit wirken Räume viel größer als sie sind, oder geben einen anderen Ausblick in ein ganz anderes Umfeld.

Die ältesten Beispiele finden wir in Pompeji vor Beginn der Zeitrechnung. Die Gestaltungs- und Maltechnik geriet aber dann in Vergessenheit, denn bis zur Renaissance sind keine weiteren Beispiele bekannt. Im 15. und 16. Jahrhundert lebte sie wieder auf. In den Städten Norditaliens beeinflussten Künstler wie Botticelli, Leonardo da Vinci, Raffael, Tiziano und Michelangelo mit ihren innovativen Maltechniken und Sehweisen die Entwicklung von Architektur, von technischen Erfindungen, von Malerei und Bildhauerei und, wenn man es genau nimmt, später auch die der Fotografie. Die Ausstrahlung der Technik reichte bis in den nördlichen Alpenraum. Bildliche Darstellungen in der Renaissance, wo der Trompe-l’œil Stil für Aufmerksamkeit sorgte, gehören heute zu den berühmtesten Kunstwerken der Welt.

Erste Aufträge waren die Raumerweiterungen in sakralen Gebäuden. Die geistlichen Auftraggeber waren sich der Wirkung der 3-D-Illusionen durchaus bewußt und der dadurch erzeugten Bewunderung und Ehrfurcht des Betrachters vor der Macht der Kirche. Man kann heute nur noch erahnen, was damals in den Menschen vorgegangen sein muss, als sie zum ersten Mal die monumental wirkenden Deckenfresken in der Sixtinischen Kapelle gesehen haben. Aber die Bewunderung hält ja sogar bis heute an. 

Auch in bürgerliche Häuser zog Trompe-l’œil ein. Künstler wurden beauftragt, die Empfangsräume von Villen so auszumalen, dass der Betrachter glauben musste, er könne zwischen Marmorsäulen im Vordergrund vorbeilaufen und direkt in den Park schreiten.

Zahlreiche Maler begannen sich mit den Gesetzmäßigkeiten der Perspektiven in großen Räumen auseinander-
zusetzen und erreichten verblüffende Augentäuschungen. Die illusionistische Malerei nahm ihren Anfang und erlebte ihre Blüte im 18. und 19. Jahrhundert. Das Blumenstillleben von Frans van Mieris um 1658 ist ein verblüffendes Beispiel für Augentäuschung. Der 3-D Effekt entsteht bei diesem Bild durch die absolut detailgetreue Malerei der Gegenstände, so dass man sie von echten erst einmal nicht unterscheiden kann. Dazu kommt die absolut naturgetreue Führung des Lichts und, noch wichtiger, des Schattens, die eine verblüffende Tiefe verleiht. Vielleicht ist es auch die Banalität des Motivs, das zum Hingucker wird, denn es handelt sich nur um einen Blumenstrauß. Davor befindet sich allerdings ein nicht ganz geöffneter Vorhang, der wiederum an einer Messingstange an Ringen aufgehängt ist. Selbst wenn wir das Blumenbild als Malerei empfinden – der Vorhang ist so täuschend echt im Vordergrund, dass wir versucht sind, ihn noch etwas zur Seite zu schieben.

Abpellet malte angeblich ein Pferd so naturgetreu und plastisch, dass echte Pferde es anwieherten. Und Giotto soll als Lehrling von Cimabue eine Fliege auf die Nase eines Heiligen gemalt haben, so dass sein Lehrmeister das Insekt mit einer Handbewegung verjagen wollte.

In der Neuzeit haben wir die Technik ab den 1920er Jahren beim Film und in der Fotografie übernommen. Ganze Landschaften wurden in den großen Filmstudios nur im Vordergrund realistisch gebaut. Im Hintergrund war dann eine große Leinwand, auf der durch Bühnenmaler die per-spektivische Tiefe der Landschaft fortgeführt wurde.

Ab der Einführung von Photoshop Mitte der 1990er Jahre war dann damit Schluß. Das wird seither im Rendering erledigt. Die Bilder haben dadurch aber leider auch etwas von ihrem Charme verloren.