In Klausur.
Für konzentriertes Arbeiten empfiehlt sich ein abgeschlossener Bereich. Am besten mit Sprech- und Handyverbot. Sicher ist ein solcher Ort nicht für jedes Unternehmen geeignet. Aber ich denke dabei vor allem an jene, die viel Kopfarbeit zu leisten haben, wie Kanzleien, Werbeagenturen oder Software-Entwicklungsfirmen. Ein isolierter, abgetrennter Bereich für Klausur, wo konzentriert gelesen oder recherchiert werden kann, ist für viele Mitarbeiter eine Bereicherung.

Man könnte so einen Raum auch als Hausbibliothek
bezeichnen. Frei nach den großen Vorbildern berühmter Universitätsbibliotheken wie die Bibliothèque Sainte-
Geneviève Paris, die Bibliothek der Kunsthochschule Tama Art in Tokyo oder die Bodleian Library und die Codrington Library der Universität Oxford – um nur einige zu nennen.

Dann gibt es auch noch die öffentlichen Bibliotheken wie die Bibliothek der Wissenschaften in Görlitz, oder die Bibliothèque Nationale de France in Paris, wo Sprechen und elektronische Geräte verboten sind und der Besucher einen Nachweis vorlegen muss, wofür er recherchiert.

Und dann noch die Klosterbibliotheken, in denen das gesamte Weltwissen vor Erfindung des Computers in Büchern archiviert ist. Tempel des Wissens und Demonstration sakraler Macht wie in der Benediktinerabtei Maria Laach, der Stiftsbibliothek Admont, der Bibliothek im Palácio National de Mafra in Portugal, oder der Vorzeigebibliothek des Bodenseebarocks, der Stiftsbibliothek St. Gallen.

Wissenschaftler und Denker haben es uns seit Jahrtausenden vorgemacht. In ihrer Welt, wo es keine Ablenkung durch unsere Zivilisationskrankheiten wie Autos, Computer, Radio oder Telefon gab, zogen sie es dennoch vor, mit sich und dem Geist in Klausur zu gehen. Der Ort heißt „Clausura“ aus dem Spätlateinischen und bedeutet Verschluss.

 

lightboxx wall gotha sharp koeln 28102022 145 bearbeitet